Arbeiten auf AIDA – Pro & Contra
H allo Ihr Lieben, lange war es still auf meinem Blog, das ändert sich jetzt!
Erstmal möchte ich euch heute, 2 Jahre nach meinem Aufstieg auf Aida, die Vor- und Nachteile der Arbeiten auf einem Kreuzfahrtschiff aufzählen. Ihr werdet merken, dass es definitiv mehr Vorteile als Nachteile sind.
Allerdings berichte ich hier alles ehrlich, aus meiner Perspektive, weshalb ich euch auch die Nachteile aufzählen möchte. Bitte bedenkt, dass das alles meine Eindrücke sind und ich mir daraus meine Meinung gebildet habe. Wenn ich gefragt werde wie der Job auf AIDA war sag ich immer: „Es war der härteste Job den ich je hatte, aber zugleich auch der Beste den ich je hatte.“
Hier kommen meine 10 Vorteile für das Arbeiten auf einem Kreuzfahrtschiff

Du kannst die Welt bereisen
Der Job auf einem Kreuzfahrtschiff bietet einem natürlich die Möglichkeit die Welt zu bereisen und du wirst dafür auch noch bezahlt. Je nach Einsatzgebiet und Route kann es sein, dass man jeden Morgen an einem anderen Ort aufwacht. Du kannst am einen Tag im Oman am Strand deine Mittagspause verbringen, am nächsten Tag gehst du in Dubai essen oder du begleitest einen Ausflug in die Wüste.
Natürlich muss man eine Weile auf einem Kreuzfahrtschiff arbeiten um möglichst viel zu sehen. Es kommt auch darauf an wie oft du welche Route fährst und wie gut du dadurch die verschiedenen Länder erkunden kannst.
In meinem Fall war es etwas schade, dass ich nur im Orient war doch konnte ich mir dafür vor allem Dubai und Muskat genauer anschauen.
Du schließt Freundschaften
Ein absolutes Highlight an Bord ist die Crew. Das Crewleben lernt man sehr schnell zu lieben, da man in kürzester Zeit so viele unterschiedliche Menschen kennen lernt. Jeder arbeitet und lebt miteinander, man respektiert jeden an Bord, lernt voneinander und vor allem schweißt einen das gemeinsame Abenteuer zusammen. Es entstehen schneller Freundschaften die meist auch über die Zeit eines Vertrages an Bord halten. Ich bin froh über die Freundschaften die ich auch jetzt nach fast 2 Jahren später noch habe.
Fremdsprachen
Du hast an Bord die Möglichkeit Fremdsprachen zu verbessern. Die Sprache an Bord der Crew ist Englisch, das war definitiv ein Punkt der mir etwas Sorge bereitete. Mein Englisch ist nicht das Beste, ich verstehe fast alles, aber traue mich oft nicht zu sprechen. Das hat sich an Bord geändert und ich wurde selbstsicherer.
Auch andere Sprachen können an Bord vertieft werden. Bei bis zu 60 Nationen die an Bord aufeinander treffen sind doch einige Sprachen dabei.
Kostenlose Unterkunft und Verpflegung
Du bezahlst an Bord nichts für deine Kabine und das Essen und Trinken in der Crew Mess. Bei der kostenlosen Nutzung deiner Kabine sind Handtücher und Bettwäsche dabei. Ein wichtiger Hinweis, wenn es ans Koffer packen geht.
In der Crew Messe (das Restaurant für die Crew) gibt es Frühstück, Mittagessen, Abendessen und einen Mitternachtssnack. Zudem gibt es dort Soft Getränke sowie Tee.
Damit kommen wir auch schon zum nächsten Punkt. 😉
Du kannst Geld sparen
In der Zeit an Bord hast du die Möglichkeit Geld zu sparen, dass kommt natürlich in erster Linie auf deine Fixkosten an. Hast du vor, länger zu fahren, lohnt es sich wahrscheinlich deine Fixkosten zu Hause so gering wie möglich zu halten. Wohnung aufgeben oder untervermieten, Auto verkaufen, etc., aber das muss jeder für sich selbst entscheiden.
Da du kostenlos wohnst und isst benötigst du an Bord nicht viel Geld. Natürlich geht man mal zum Friseur oder im Gästebereich etwas essen oder trinken, dass musst du zum Teil selbst bezahlen, meistens zu vergünstigten Preisen. Deine Getränke in der Crew Bar musst du natürlich auch bezahlen, aber da sprechen wir von wirklich niedrigen Preisen.
Ansonsten hast du an Bord einfach nicht so viel Freizeit um Geld auszugeben. Wenn du an Land gehst entstehen natürlich auch Kosten, aber auch diese halten sich eher gering, dass kommt natürlich auf das Land und einen selbst an.
Man wächst über sich hinaus
Man lernt an Bord schnell, dass einfach so viele Dinge anders sind also zu Hause. Es birgt manchmal schon einige Herausforderung vor allem zu Beginn. Man lebt und arbeitet auf begrenztem Raum, lernt damit umzugehen kaum einen Rückzugsort zu haben und lernt sich auch selbst besser kennen. Schnell weiß man seine Zeit besser einzuteilen um möglichst effiziente Freizeit zu haben.
Außerdem weiß man Kleinigkeiten besser zu schätzen, sei es Zeit für sich zu haben oder auch um kurz mal zu Hause anzurufen. Gerade bei meinem Job an der Rezeption habe ich gelernt einen wirklich langen Geduldsfaden zu haben. Nette, anregenden Gespräche weiß man sehr zu schätzen. Hauptsächlich nehme ich aus der Zeit an der Rezi mit, meinem Fokus auf das Positive zu lenken.
Der Job bringt Pluspunkte
Und zwar überall. Bei einer Bewerbung an Land kommt es immer gut an, wenn man auf einem Kreuzfahrtschiff gearbeitet hat. Das belegt zum einen Gewisse Fähigkeiten und zum anderen, dass man hart und viel arbeiten kann.
Auch im privaten Umfeld ist es ein absoluter Icebreaker, sobald ich erwähne das ich auf AIDA gearbeitet habe kommen Fragen, das Interesse an den Geschichten aus dieser Zeit sind immer sehr beliebt.
Aufstiegschancen und Umschulungsmöglichkeiten
An Bord hat man gute Chancen sich in seinem Department hoch zu arbeiten. Natürlich gehört auch hier Fleiß dazu, man muss seinen Job gut und gerne machen und mit einer gewissen Erfahrung ist es dann gut möglich die Position zu wechseln und in einen höhere Position eingelernt zu werden.
Es kommt aber durchaus auch vor, dass man an Bord einen Job kennenlernt der einem auch gefällt und in dem man gerne arbeiten möchte. Es gibt dann die Möglichkeit ein Crosstraining zu beantragen. Mit etwas Glück wird es bewilligt und man wird in den neuen Job eingearbeitet.
Sicherer Job
Schiffe fahren immer, so war zumindest die Annahme vor Corona, da wir alle hoffen, dass nie wieder eine Pandemie alles lahm legt gilt das wohl wieder. Seit Jahren wächst der Kreuzfahrt Markt enorm und jede Rederei rüstet Schiffe auf. Mit jedem weiteren Schiff das in hohe See sticht wächst auch der Arbeitsmarkt. Wenn man also einmal auf einem Kreuzfahrtschiff gearbeitet hat kann man davon ausgehen, dass einem der Job sicher ist. Man kann selbst nach einer längeren Pause immer wieder aufsteigen.
Digital Detox
Am Anfang ist es sicher eine Umstellung, an Bord zu sein. Man hat wenig Freizeit und in der, muss man sich entscheiden was man gerne tun möchte.
In der dunklen Kabine Fernsehen oder doch lieber mit Anderen auf den oberen Decks unterwegs sein? Mit Kollegen die Stadt anschauen, etwas Essen gehen oder im Terminal im Internet surfen? Die Entscheidung ist meist recht einfach, etwas unternehmen – egal was. Schnell wird dadurch das Handy zur Nebensache, der Fernseher fast überflüssig.
Dazu sollte man auch sagen, dass das Internet an Bord einfach nicht mit dem an Land zu vergleichen ist. Es ist teuer und dafür recht langsam. Es reicht um WhatsApp zu verschicken, in Sozial Media unterwegs zu sein und wenn es gut läuft sogar mal für einen WLAN-Anruf nach Hause und das alles mit etwas Geduld.
Mit der Zeit gewöhnt man sich dran, es wird einfach wieder „wie früher“ ein Treffpunkt und eine Uhrzeit ausgemacht. Auch die Gespräche die man führt kommen einem Intensiver vor, da man zwischendurch nicht ständig auf sein Handy schaut und so vergisst man auch schon mal die Zeit. 🙂
Sicher ist es so, dass aus manchen, der – für mich – positiven Gründe auch negative entstehen können. Zum Beispiel bedeutet Digital Detox auch weniger Kontakt in die Heimat oder man lernt viele Städte nur oberflächlich kennen.
Somit kommen hier meine persönlichen Nachteile für das Arbeiten auf einem Kreuzfahrtschiff:
Freizeit
Es ist definitiv so, dass die Freizeit an Bord begrenzt ist. Man muss sich also gut überlegen wie man diese verbringt. Wenn man z.B. auf einer Route nur einmal einen Hafen anfährt und dann nicht genug Freizeit hat oder im schlechtesten Fall IPM (Erklärung – https://julssealife.de/meine-erste-zeit-an-bord/) hat, weswegen man das Schiff nicht verlassen darf, ist das natürlich ärgerlich.
Selbst wenn man es von Bord schafft sieht man in meist kurzer Zeit immer nur einen Bruchteil. Man verschafft sich meist einen Überblick von der Stadt oder schaut sich eine bestimmte Sehenswürdigkeit an. Um eine Stadt richtig zu erkunden bleibt oft leider zu wenig Zeit, außer man fährt diesen Hafen öfters an.
Heimweh
Natürlich gehört auch das ab und zu dazu.
Bei dem einen mehr bei dem anderen weniger. Ich muss sagen, dass ich es mir schwieriger vorgestellt habe eine so lange Zeit von zu Hause weg zu sein. Aber auch bei mir gab es Tage an denen ich einfach gerne mal mit jemand gesprochen hätte der mich wirklich gut kennt oder wäre gerne bei der ein oder anderen Veranstaltung zu Hause dabei gewesen. Und auch ich hatte das „Halbzeittief“ von dem am Bord gerne berichtet wird, aber zum Glück ging es schnell vorbei.
Kabine
Womit man sich definitiv an Bord anfreunden muss sind die Kabinen. In meinem Fall waren es 6qm zu zweit auf Deck 2. Daran, dass man sich eine Kabine teilen muss gewöhnt man sich, aber an ein Aufwachen ohne Frischluft und ohne Tageslicht nicht so wirklich. Ja es gibt eine Lüftung und man kann über den Fernseher schauen wie das Wetter draußen ist, aber das ist für mich einfach nicht das Gleiche. Das Leben mit der Lüftung hat mir anfangs sehr zu schaffen gemacht und ich hatte ständig Halsschmerzen. Ein kleiner Tipp: besorgt euch einen Luftbefeuchter, dass hilft etwas. 🙂
Faire Bezahlung
Für mich ist die Bezahlung noch ausbaufähig, es hört sich auf den ersten Blick ganz fair an – durchschnittliches Gehalt, keine Ausgaben für Unterkunft und Verpflegung und keine hohe Kosten. Es wird aber gerne vergessen, dass man 7 Tage die Woche durchschnittlich 10 Stunden pro Tag arbeitet. Damit stimmt für mich die Relation zwischen dem Gehalt und der geleisteten Arbeit nicht ganz.
Außerdem verdienen verschiedene Department oft ähnliche Gehälter und ich finde auch hier könnte man etwas fairer unterscheiden.
Strenge Richtlinien
Es gibt auf einem Kreuzfahrschiff strenge Richtlinien an die sich unter allen Umständen gehalten werden muss. Natürlich ist das wichtig um die Sicherheit an Bord gewährleisten zu können, deswegen werden diese auch kontrolliert.
Basic Safety Training
Angefangen natürlich mit dem Basic Safety Training das jedes Crew Mitglied vor dem Aufstieg absolvieren muss, ebenso wie die Aufstiegsuntersuchung kurz vor dem Aufstieg.
Sicherheitseinweisung
An Bord ist das Wichtigste für den Gast und die Crew, der Drill bzw. die Sicherheitseinweisung. Die Sicherheitseinweisung findet immer am Anreisetag der neuen Gäste statt und ist für die Crew sowie für alle Gäste verpflichtend. Der Sinn besteht darin, dass jeder Gast einmal mit seiner Rettungsweste von der Kabine zu seiner Sammelstadion gelangt und ihm dann gezeigt wird wie die Rettungsweste angelegt wird. Das ist für den Notfall an Bord unumgänglich. Leider ist dabei die Kooperation der Gäste nicht immer ganz gewährleistet was es mit unter schwieriger macht.
Drill
Zusätzlich gibt es noch einen Drill pro Woche in der die Crew den Notfall ohne die Gäste übt, dieser ist oft ausführlicher und mindestens genauso wichtig, aber natürlich freut man sich nicht immer drauf. Zum Einen ist es fast immer am Seetag, früh am Morgen und auch wenn man offiziell noch frei hat, muss man teilnehmen. Zum anderen ist es eben oft das gleiche, aber nur so, kann eine gewisse Routine entstehen, die im Notfall hilft.
Promillegrenze
Eine weiter wichtige Regel an Bord ist die Promillegrenze. Während der Arbeitszeit gilt ganz klar die 0% Grenze, außerhalb der Arbeitszeit ist das trinken von Alkohol erlaubt, allerdings gilt es hier die Höchstgrenze von 0,5% einzuhalten. Wird man mit mehr Promille erwischt muss man absteigen und verliert damit seinen Job. Natürlich hat das Ganze einen guten Grund, denn an Bord kann immer etwas passieren und im Notfall muss man einfach klar reagieren können. Selbstverständlich wird der Alkoholpegel nicht täglich kontrolliert aber bei Auffälligkeiten auf jeden Fall.
Namensschild
Wichtig ist auch, dass man auf dem Kreuzfahrschiff immer als Crewmitglied zu erkennen ist. Während der Arbeitszeit trägt jeder eine Uniform, die sieht natürlich je nach Job anders aus. Wenn man aber in seiner Freizeit in privater Kleidung über das Schiff läuft ist man jederzeit verpflichtet ein Namensschild zu tragen.
T rotz der „Negativen“ Punkte kann ich für mich nur ein Fazit ziehen.
Immer wieder gerne!
Ich habe gerne an Bord gearbeitet und hätte das garantiert auch länger getan, wenn mir Corona kein Stich durch die Rechnung gezogen hätte. Ich vermisse die Zeit und schließe für mich auch nicht aus, eines Tages – ob früher oder später werden wir sehen – wieder an Bord zurück zu kehren. Man sollte wissen worauf man sich einlässt und trotz der Kompromisse die man an Bord eingehen muss gibt einem diese Zeit so unglaublich viel. Tolle Orte, ein riesiges zu Hause mit unglaublichem Crew Leben, unvergessliche Erinnerungen und einfach so viele bezaubernde Menschen. Also jeder der mit dem Gedanken spielt sich bei einer Rederei an Bord zu bewerben, ich kann es nur empfehlen.
Bis dahin, macht es gut und bleibt gesund. Julia 🙂